Raumkonkurrenz unter Korallen in der Natur

Beobachtet im Roten Meer , Sinai

 

Ein Bericht von Jürgen Schmitt auf www.miniriff.de im November 2004

 

 

Schon beim Landeanflug auf den Flughafen Sharm el Sheik erkennt man die Riffstruktur auf dem Sinai. Ein Saumriff erstreckt sich entlang der Küste. Direkt am Strand, soweit überhaupt vorhanden, beginnt das Riffdach mit einer Wassertiefe bei Flut von maximal 1m . Danach folgt die Riffkante mit Höhlen, Überhängen, Vor- und Rücksprüngen. Unterhalb der Riffkante beginnt die Sandzone mit einer Tiefe von etwa 3-6 m , die dann recht schnell ins "Drop off" bis zu einer Tiefe von 1800 m abfällt.

 

Hier ein Blick auf das Riffach mit einigen vorgelagerten kleinen Riff-pfeilern. Zahlreiche Höhlen unter dem Riffdach bieten den Bewohnern ideale Versteckmöglichkeiten. Wenn man bedenkt das auf dem Riffdach die Lebens-bedingungen für so manche empfindliche Korallen nicht so ideal sind und nach der Riffkannte sofort die tiefere Sandzone beginnt, kann man sich vorstellen das in diesem kleinen Abschnitt die Korallen um jeden Zentimeter kämpfen.

 

Die Riffkante. Verschiedenste Steinkorallen drängen sich um die besten Plätze. Berühren, vernesseln und  verschatten sich gegenseitig. Wer am schnellsten wächst, gewinnt das Rennen um die besten Plätze an der Sonne. Nur bei idealen Wasser und Strömungsbedingungen kann eine solche Dichte von kleinpolypigen Steinkorallen entstehen.

Auch über Wasser wird es eng. Entlang der Küste um Scharm el Sheik gibt es kaum noch unbebaute Bereiche. Hier an dem bekannten Riffbereich "Ras Nasrani" entsteht jetzt auch Hotel an Hotel. Die Bauherren sind sich ihrer Verantwortung für das noch intakte  Hausriff  bewusst. Es wird keinerlei Abwasser ins Meer geleitet und auch Baumaterial habe ich bei keinem meiner Schnorchelausflüge dort im Wasser gefunden.

 

Eine Muschel behauptet sich hier inmitten einer Hirnkoralle. Das ist noch nicht genug. In den freien Spalten beginnt ein Pocillopora Koralle die letzen freien Ecken zu füllen.  

 

Muscheln findet man oft  eingeklemmt in  Poritis Korallen oben, oder zwischen Feuer- und Hirnkorallen unten.

 

 

Voll besetzt

Dieser kleine Riffblock in der Sandzone, in etwa 3 m Tiefe ist vollständig und sehr dicht von Korallen bewachsen. Ein Traum vieler Aquarianer solch eine gemischte Gesellschaft aus Weich-, Leder-, und Steinkorallen zu pflegen. In vielen Jahren wird er zu einem Riffpfeiler bis zur Wasseroberfläche wachsen.

 

 

Hier wachsen 4 verschiedene Acropora Arten um die Wette. Zwischen den Korallen haben sich lamellenartige Auswüchse gebildet, die senkrecht nach oben wachsen. Auch hier wird die am schnellsten wachsende Art ihre Nachbarn in ein paar Jahren verdrängt haben.

 

Selbst zwischen Feuer-korallen wachsen diese empfindlichen Acropora und Pocillopora Arten. Die Nesselkraft scheint den Korallen im Gegensatz zu uns Menschen nichts aus- zumachen. Auf dem Makrofoto unten sind die Nesselfäden gut zu erkennen.

 

Diese Feuerkoralle hat den Kampf fast gewonnen. Dickästige Styloporas und ein paar Röhrenwürmer strotzen noch der enormen Verdrängungskraft. Die unten abgebildete Feuer- korallenart ist auch sehr stark verbreitet, im Ver-drängungswettbewerb aber nicht so erfolgreich wie die flachwachsende Art.

 

Auch Lederkorallen als Sekundärbesiedler machen dieser kleinen Acropora das leben schwer. Bisher scheint sie sich jedoch erfolgreich wehren zu können. Die weißen Ränder an der Lobophytum Lederkoralle sind eindeutig Nesselspuren. Da die Lederkoralle um ein vielfaches schneller wächst als die Steinkoralle wird sie den Kampf gewinnen. Das Foto entstand auf dem Riffdach, wo Lederkorallen in ganzen Kolonien wachsen.

 

Auch Xenien machen vor nichts halt. Hier wird eine gelbe Stylophora um-zingelt. Da kann man nur hoffen das die Xenien jemandem schmecken, denn  Stylophora-Korallen wachsen sehr langsam, sodass sie wohl kaum eine Chance haben. Aber auch Xenien wachsen in der Natur nicht so schnell wie in unseren überdüngten Aquarien.

 
In der Straße von Tiran schauen bei Flut viele große Riffpfeiler, die mal zu einer Insel werden wollen, aus dem Wasser. Ideal zum Schnorcheln. An manchen Stellen herrscht jedoch starke Strömung.

 

Vor etwa 30 Jahren ist hier ein Zement-Frachter auf Grund gelaufen. Er hat große Teile seiner Ladung verloren.  Auf diesem verrosteten Fass haben sich mittlerweile Korallen angesiedelt.

 

 

Auch nach 30 Jahren sind immer noch die verlorenen Zementsäcke unter Wasser zu sehen. Sie sind vereinzelt mit Xenien und  Steinkorallen bewachsen. Das aus dem Zement austretende Chromat hat sicherlich über Jahre hinweg das Wasser in diesem Bereich vergiftet. Jetzt holt sich die Natur langsam ihren Siedlungsraum zurück.

Die Fotos dieses Berichts wurden mit einer Canon Power-Shot A80 (4 Mio. Pixel) mit Unterwassergehäuse,, überwiegend von der Wasseroberfläche aus gemacht. Die Bilder wurden zugeschnitten und Ausschnitte vergrößert.

ENDE

(c) Jürgen Schmitt im November 2004 auf  www.miniriff.de