Korallenzucht im "Miniriff"
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Zum aufkleben der Fragmente eignen sich die folgenden Spezialkleber.
Metaflux Knetharz
Dieser Kleber besteht aus einer gelben und bläulichen
Knetmasse die in gleichen Teilen verknetet, eine gut haftende Klebemasse
ergeben. Die Masse sollte innerhalb von 10 Minuten verarbeitet werden da
sonst der Abbindevorgang schon einsetzt. Tipp: Bei größerem Bedarf in
kleinen Mengen arbeiten.
Aqua Medic
Der Kleber der Fa Aqua Medic eignet sich besonders für die
Verklebung von Steinen. Man kann ihn je nach Alter etwa ½ Stunde
verarbeiten. Er trocknet bei unsachgemäßer Lagerung jedoch schnell ein und
ist damit unbrauchbar. Ein verformen unter Wasser sollte nicht mehr
erfolgen da er einen weißen milchigen Brei abgibt.
GrohTech
Der GrohTech Kleber wird in einem gut
wiederverschließbaren
Kunststoffzylinder geliefert. Darin befindet sich eine wurstförmig, aus 2
Komponenten bestehende Klebemasse. Einfach mit dem Messer ein Stück
abschneiden , verkneten , fertig. Die Klebeeigenschaften sind
hervorragend. Die Verarbeitungszeit ausreichend.
Ich möchte an dieser Stelle keinen der Kleber besonders hervorheben.
Alle haben ihre Vor- und Nachteile. Auch konnte ich bisher keine
Unverträglichkeiten bei empfindlichen Korallen feststellen die speziell
auf den einen verwendeten Kleber herrührten.
*
Es gehört oft ein Stück Überwindung dazu wunderschön gewachsene Korallenstöcke brutal zu verkleinern.
Bei der Fragmentierung meiner Korallen gehe ich wie folgt vor:
Einen Seitenschneider oder Kosmetik-Nagelschere
benutze ich zum Abknipsen dünner astförmig wachsender Steinkorallen. Die Bruchstelle vorher
etwas ankerben, damit der Ast beim Abknipsen an der gewünschten Stelle
auch bricht. Mit einer sauberen Haushaltsschere oder einem Skalpell
schneide ich kleine Äste von Lederkorallen mit einem gezielten Schnitt ab.
Die
Schnittfläche sollte möglichst glatt sein, da so am wenigsten
Korallen-gewebe zerstört wird und Bakterien eine geringere Angriffsfläche
haben. Lederkorallen werden am Fuß mit einem Zahnstocher durchbohrt und
mit 2 kleinen Gummis vorsichtig auf den Ablegerstein geklemmt. Ein
Hobby-winkelschleifer (Dremmel-Multi oder bei ALDI). eignet sich
ausgezeichnet um flach- oder plattenförmig wachsende Korallen zu zersägen.
Ich benutze das Gerät bei flachwachsenden Montipora und Echinopora Arten.
Ein glasfaserverstärktes Sägeblatt ist hier von Vorteil, da man damit bei höchster Drehzahl
schnell arbeitet. Die Koralle muss so nur relativ kurz aus dem Wasser
genommen werden. Am besten schneidet man von der Unterseite um
möglichst wenig Gewebe zu verletzen. Mit radialen Schnitten von außen nach
innen, später dann quer, kann man so einfach trapezförmige Stücke der
Koralle abtrennen.
Die Korallen reagieren unterschiedlich auf das Fragmentieren. Bei
verschiedenen Acroporaarten ist es sicherer die abgezwickten Äste vor dem
Kleben ein paar Tage „abschleimen“ zu lassen, da sie an der Bruchstelle
extrem viel Schleim absondern und sich dadurch nicht gut mit dem Kleber
verbinden. Bevor ich die Ableger wieder ins Becken gebe lasse ich sie etwa
1 Stunde in einem kleinen Becken mit frischem Aquarienwasser stehen. So
kann der Kleber schon etwas aushärten und die Koralle Schleim absondern
der sonst unnötig das Aquarienwasser belasten würde.
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Die Regeneration der Schnittstelle erfolgt unterschiedlich schnell.
Je nach Größe der Schnittfläche brauchen die Korallen bei guten
Wasserparametern 2-4
Wochen bis die Schnittstelle vollständig wieder mit
Gewebe überwachsen ist. Sich dort ansiedelnde Algen bürste ich vorsichtig
mit einem kleinen weichen Pinsel ab. Oft sprießen später aus der
Schnittstelle mehrere Seitentriebe hervor. Ableger von Acroporen beginnen
je nach Art schon 2 Wochen nach dem Kleben mit der Bildung einer Basalscheibe, Andere Korallen bilden keine Fußscheibe wachsen dafür aber
sofort in der Länge. Leider kommt es manchmal vor das frische Korallenableger über Nacht weiß werden, was bedeutet das sich ihr Gewebe aufgelöst hat. Bakterielle Verunreinigungen sind wohl daran schuld. Am Korallenkleber liegt es nicht, da es schon
bei allen 3 verwendeten Klebern vorgekommen ist. Optimale Wasserbedingungen und genügend Strömung minimieren jedoch
das Risiko des Auflösens. Auch die Farbe mancher Korallenableger verändert sich nach dem
Fragmentieren. Besonders meine pinkfarbene Seriatopora Hsytrix wird ein
paar Tage nach dem Kleben braun. Ursache ist wohl eine Art Klebe- oder
Bruchschock, denn auch wenn ich die Ableger im gleichen Milieu belasse
tritt diese Umfärbung ein. Nach wenigen Wochen erholt sich der Ableger und ist dann
wieder normal gefärbt.

Das ist mein jetziges Ablegerbecken. T5 Beleuchtung kombiniert mit
HQI lässt auch die lichthungrigsten Korallen gedeihen. Ein Blenny und ein
Kohledoktor halten das Becken algenfrei.
*
Abschließend möchte ich alle Meerwasseraquarianer ermutigen Korallen
auf diese weise zu vermehren. Zum Schutz der Korallenriffe und bei
sinkenden Importzahlen stellt die Vermehrung von Korallen durch
Fragmentation eine ausgezeichnete Möglichkeit einen Teil des
aquaristischen Bedarf zu decken.
Jürgen Schmitt
www.miniriff.de
im Mai 2002
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