Das Riffdach

Ein Lebensraum der Extreme

 

Ein Bericht von Jürgen Schmitt www.miniriff.de

 


Im November 2004 habe ich zum zweiten mal den wunderschönen Küstenabschnitt des Roten Meeres rund um Sharm el Sheik besucht. Gebucht haben wir wieder das für Schnorchelausflüge optimal gelegene Hotel Hilton Sharks Bay. Es liegt etwas nördlich von Scharm el Sheik, in der Nähe des nicht weiter störenden Flughafens. In der Bucht des Hotels wurden insgesamt 5 Anlagen gebaut ,ohne das direkt am Ufer gelegene Saumriff großartig zu schädigen. Im Wasser findet man weder Baumaterial noch wird Abwasser ins Meer geleitet. Der hoteleigene Schwimmsteg führt in wenigen Schritten zu einem intakten Korallenriff. Die Angestellten der Tauchbasis wachen genauestens darüber ,das niemand über das Riffdach ins tiefere Wasser läuft. Ohne Verletzung halte ich dies sogar mit Badeschuhen für lebensgefährlich. Fast alle Touristen befolgen das Verbot und benutzen brav den Schwimmsteg.



Selbst auf dem Riffdach, das man bei Flut mit einem Wasserstand von ca. 1 m gut beschnorcheln kann, wachsen noch vereinzelt Acroporen und einige Kolonien von Lederkorallen. Das Riffsdach ist je nach Jahreszeit mehr oder weniger veralgt, was natürlich allerlei Algen fressende Fische anzieht ,die sich dort den Bauch voll schlagen. Hier herrscht ein Lebensraum mit extremen Bedingungen. Starkes Sonnenlicht, heftige Strömung und im Sommer Wassertemperaturen von über 30° C können nur wenige Lebewesen auf Dauer ertragen. Trotzdem findet man in jedem noch so kleinen Loch Leben.



Auch auf dem Riffdach zu finden: Große Sacrophyton Lederkorallen mit voll expandierten weißen Polypen.



Die Fische bilden oft kleine Schulen aus verschiedenen Fischarten. Doktorfische sind immer dabei, manchmal auch Kaiser-, Papagei-, oder auch Kaninchenfische. Die Schulklasse wird dann oft noch von Lippfischen begleitet,  die in dem aufgewühlten Mulm  nach Kleinlebewesen suchen.



Ungewöhnlich hoch schien mir die Häufigkeit der Papageienfische. Es sind die größten Fische auf dem Riffdach. Sie richten auch den größten Schaden an. Man hört als Schnorchler deutlich das Knirschen ,wenn sie an den Korallen knabbern. Ihr Maul ist so stark das sie mühelos ganze Äste dünner Acroporen abbeißen können. Die dickästigen Acropora Gemifera- und Humillis- Arten bleiben oft verschont.




Ein Kugelkopfpapageifisch, ein Gelbklingendoktor und 3 Segelflossendoktorfische bei der gemeinsamen Nahrungssuche. Oft sind auch noch ein paar Lippfische mit dabei.




Aber selbst an den flach wachsenden Poriteskorallen machen sich Papageifische zu schaffen. Die Bisswunden sind hier deutlich zu sehen.




Kommt man sich einer Gruppe Fischen zu nah, tauchen sie plötzlich in kleine Löscher, Spalten und Höhlen ab, ideale Versteckmöglichkeiten trotz der geringen Wassertiefe. Hier  ein Rotfleck-  und ein Fähnchen-falterfischpärchen beim Korallenzupfen. 



Hier versucht eine flachwachsende lila Montipora sp. vergeblich aus der Riffspalte zu wachsen, die Papageifische beißen sofort zu ,wenn sie die Koralle mit ihrem Schnabelmaul zu packen kriegen. Montiporas haben ein weiches Kalkskelett und schmecken wohl auch noch, zumindest den Fischen.




In den frühen Morgen- und Abendstunden kann man häufig Netzseenadeln (Corythoichthys flvofaciatus)  regungslos an strömungsgeschützten Stellen beobachten. Sie liegen wie hier meist auf kleinen Algenteppichen und suchen nach Futter.



Gut versteckt und doch gefunden. Diadem und Griffelseeigel warten über Tag in geschützten Höhlen. Nachts wandern sie zu Hunderten  zusammen über das Riffdach. So wird im Meer halt nachts der Rasen gemäht.



Es gibt sie wirklich, eine strahlend gelbe Acropora steht hier in praller Sonne auf dem Riffdach, ein Milieu das wir nur schwer in unseren Anlagen nachbilden können.



Diese schwarzen Algenblennis sieht man immer nur ganz kurz. Sie sind sehr ängstlich und verschwinden sofort in einer Höhle ,wenn man sich ihnen nähert. Würden diese Büschelalgen nicht dauernd abgeweidet , gäbe es auf dem Riffdach sicherlich auch Algenplagen wie in so manchem unserer Aquarien.



Hier ein Schnabellippfisch (Gomphosus varius) auf einer teilweise abgestorbenen Hirnkoralle im sehr flachen Wasser.



Goldene Lobophytum. Bei den oberen Tieren ist schon zu sehen wie sie sich  durch Teilung vermehren.



Hier zwei in dieser Region  seltene Falterfische (Chaetodon trifacialis) die gerade Acropora Polypen fressen.



Solche gelben Seriatopora hystrix Korallen sieht man sehr selten. Sie ist sehr zerbrechlich und wächst auch hier nur an geschützten Stellen.



Der Rotmeer Picassodrückerfisch (Rhinecanthus assasi)  lebt als Einzelgänger. Er wird "nur" 30cm groß.




Diese 3 Gelbsattelbarben ( Paripeneus cyclostomus) üben gerade Synchronschwimmen.



Stylopra Korallen findet man nur in der prallen Sonne und in gut durchströmten Bereichen. Häufig  sind sie durch Bisswunden teilweise abgestorben.



Ein Flötenfisch (Fistularia commersonii). Oft schwimmen sie direkt unter der Wasseroberfläche. .Mit ihrer lang ausgezogenen Schwanzflosse werden sie bis zu 1,5 m lang. Man verwechselt sie leicht mit Hornhechten.



 

Ende