Einbau eines Hochleistungsfiltersystems
Hört sich nach Technik an, ist aber ganz einfach.
Das Hochleistungsfiltersystem besteht aus Sand, genauer gesagt aus lebendem Sand. In der Meerwasseraquaristik wird dieses System als Deep-Sand-Bed kurz DSB beschrieben und diskutiert. In den USA ist dieses System weit verbreitet und wegen seiner Einfachheit sehr beliebt. Das eine Umstellung darauf so einfach ist, hätte ich nicht gedacht. Ich habe meinen alten Bodengrund bis auf kleine Reste abgesaugt und den frischen lebenden Sand eingefüllt, fertig. Das Sandbett ist etwa 5-7 cm tief, ein paar cm mehr wären zwar besser, aber auch so arbeitet der Sandfilter hervorragend.
Hier ist schön zu sehen, was sich nach 1 Woche schon im Bodengrund angesiedelt hat. Man bedenke das sich all diese Organismen von Abfallprodukten ernähren und im Gegenzug Plankton erzeugen, in dem sie Eier und Larven ins Becken abgeben.
Das erstaunliche ist, was die Umstellung nach kurzer Zeit bewirkt hat. Extrem klares Wasser, Nitrat und Phosphat an der Nachweisgrenze, eine vielfältige Mikrofauna im Bodengrund, und alle Korallen zeigen sich mit stark geöffneten Polypen. Der gesamte Bodengrundbereich fungiert hier als biologischer Filter. Wie in der Natur werden hier Schadstoffe durch verschiedenste Organismen abgebaut und verwertet. Grabende Grundeln darf man natürlich nicht einsetzen, sonst würde das System ständig gestört. Gegen einen Sandseestern ist jedoch nichts einzuwenden, er gräbt sich nur wenige Zentimeter ein und lockert so die obere Bodenschicht.
Erstaunlich ist auch das beim Einbringen des Sandes in mein mit Steinkorallen voll besetztes Becken keinerlei Stressanzeichen der Korallen zu sehen waren. Selbst beim Einfüllen des Sandes blieben alle Polypen geöffnet, trotz des stark getrübten Wassers. Die Trübung dauerte nur wenige Stunden und ist ohne weitere Filterung nach 12 Stunden vollständig verschwunden . Früher hatte ich oft mit einer ständigen leichten Trübung meines Wassers zu kämpfen, die nur mit Kohlefilterung verringert werden konnte. Das Wasser ist seit der Umstellung an jedem Tag glasklar.
Um den Sand an der gewünschten Stelle einzubringen hab ich wie hier zu sehn ein Stück PVC Rohr auf einen Haushaltstricher gesteckt. So rutscht der Sand genau an die gewünschte Stelle ohne auf die Korallen zu rieseln. In den ersten beiden Wochen nach dem Einfüllen hat sich bei mir ein leichter brauner Film, vermutlich Kieselalgen, auf der Oberfläche gebildet. Nach weiteren 2 Wochen war der Belag verschwunden.
Links ist die Wasser-oberfläche direkt nach dem Einfüllen zu sehen.
Eine Umstellung der Streampumpen war auch erforderlich, da sonst der Sand im vorderen Bereich ständig weggeweht wurde. Ich habe die Pumpen etwas nach hinten versetzt und die Strömungsrichtung parallel zur Längsseite des Beckens eingestellt, vorher „streamten“ sie schräg nach vorne.
Auf eine Abschäumung zu verzichten hab ich mich dann doch nicht getraut. Jedoch habe ich meine Sander Außenabschäumer gegen einen kleinen Tunze Nano Abschäumer getauscht. Versteckt in der Ecke hinter einer Stream schäumt er nun die Reste ab, die die kleinen Helfer im Boden nicht schaffen.
Der lebende Sand stammt von Coralsands, wird von den Bahamas importiert, und hat eine Körnung von 0-1mm. Er ist nass mit Wasser in Tüten zu 9, 7 kg gepackt. Die Tüte kostet 28,- Euro. In meinem Becken mit 150 x50 cm Bodenfläche habe ich erstmal 4 Tüten eingebracht. 2 Tüten mehr könnten nicht schaden. Um Kosten zu sparen kann man kann den Sand auch mit „totem“ Sand gleicher Körnung mischen. Näheres hierzu ist auch auf www.coralsands.de beschrieben. Herr Werner von der Fa. Coralsands gibt bei Fragen hierzu auch gerne Auskunft.
In den über 6 Jahren Standzeit meines Beckens habe ich schon mehrmals den Bodengrund getauscht. Meistens mit normalem Korallenbruch in verschiedenen Korngrößen in Schichtdicken von maximal 2 cm. Einmal auch mit lebendem Sand eines anderen Herstellers, (den Namen kann ich hier nicht nennen sonst gibt’s Ärger) Der lebende Sand war zwar ähnlich lebendig wie der von Coralsands, jedoch viel aggressiver gegenüber Korallen. Wenn beispielsweise ein Steinkorallenableger in den Sand fiel war er innerhalb weniger Minuten angegriffen und es folgten Gewebeablösung und starke Schädigung. Auch Korallen die auf dem Boden Standen degenerierten, egal ob es Scheibenanemonen waren oder großpolypige Steinkorallen. Diese Erfahrung haben mir auch viele andere Aquarianer bestätigt. Der Lifesand von Coralsands ist ungefährlicher, zwar würden auch hier Korallen wegen fehlendem Sauerstoff und Strömung absterben wenn sie kopfüber im Sand stecken, jedoch ist dieser Sand weit weniger aggressiv.
(c) Jürgen Schmitt auf www.miniriff.de