Acroporas am Seil ... und mehr.
Im März 2006 war ich mit meinem Aquarianerkumpel Andreas Wensauer mal wieder am Roten Meer. Diesmal haben wir als Ziel eine Region bei Marsa Alam im Süden Ägyptens ausgewählt. In Hoffnung dort im März schon etwas wärmere Temperaturen und auch zum Schnorcheln etwas wärmeres Wasser vorzufinden. Unsere Wahl fiel auf das Hotel Coraya Beach. Es liegt 5 Minuten vom Flughafen Marsa Alam entfernt in einer etwa 300m breiten, ruhigen und relativ flachen Bucht. Das Hotel lässt kaum Wünsche offen und war im März höchstens zu einem viertel ausgebucht. Ideal für eine Woche Schnorcheln und ausspannen...
Das unsere Hotelauswahl goldrichtig war erkannten wir sofort bei unserem ersten Schnorchelgang. Wir konnten direkt vom Strand aus ins Wasser gehen, was für Ägypten und auch für diese Bucht nicht selbstverständlich ist. Unser Hotel war das einzige von den drei Hotels in der Bucht wo dies möglich war. Die anderen Anlagen hatten zum Schutz der Korallen und des eigenen Lebens ihren Wasserzugang nur über einen langen Steg.
In der gesamten Bucht hat man vor 5 Jahren zum Schutz der Korallen alle Riffbereiche durch Seile am Strand und kleine Bojen im Wasser abgesperrt. Eine Art Bademeister auf einem hohen Aussichtsstuhl wacht darüber das man die Seile nicht überschreitet und den Korallen zu nahe kommt. Er passt wirklich auf, denn seine Trillerpfeife bei Zuwiderhandlungen ist unüberhörbar. Trotzdem kommt man als Schnorchler noch nah genug an die Fische und Korallen heran.
Das erste mal an einem Korallenriff ins Wasser zu gehen ist immer etwas Besonderes. Was gibt’s zu sehen ? Welche Fische trifft man an ? Ist das Riff noch gesund ? Das sind Fragen die man sich dabei stellt.
Nun hier war es wirklich etwas besonderes, denn noch bevor wir den ersten Fisch im Wasser entdeckten, sahen wir eine prächtige Acropora Koralle die rund um das Absperrseil wuchs. Da nicht zu vermuten ist das jemand einen Ableger am Seil angebunden hat, haben diese Tiere durch geschlechtliche Vermehrung wohl schon als Larve das Seil besiedelt. Die größten Tiere die wir so entdeckten hatten etwa 10 - 15 cm im Durchmesser. Wenn man bedenkt das die Seile etwa 4-5 Jahre im Wasser hingen, läst sich das jährliche Korallenwachstum auf etwa 2-3 cm pro Jahr schätzen.
Im Gegensatz zu den riffbesiedelnden Acroporas haben wir in den Tieren am Seil nicht eine Symbiosekrabbe gefunden. Trotzdem waren die "Seilacros" vollkommen gesund und hatten ausnahmslos intaktes Korallengewebe. Die Wuchsform jedoch war etwas sonderbar. Mangels Möglichkeit bildeten die Tiere ihre Fußscheiben entlang des Seiles aus, was zu spindelförmigen Wuchsformen gleichmäßig rund um das Seil führte.
Neben verschiedenen Acropora und Pocillopora Arten waren die Feuerkorallen mit 3 zahlreich anzutreffenden Arten die häufigsten Korallen dort in der Bucht.
Aber auch Seriatopora und Stylopora Arten waren zu finden. Hier in dieser prächtig gelben Sinulariakolonie wuchsen ganz versteckt einige Seriatopora hystrix Stöcke. Sie waren nur zu erkennen wenn sich die Sinularia eingezogen hatte.
Die Bucht am Coraya Beach scheint auch bei Jungfischen besonders beliebt zu sein. Ich habe nirgends am Roten Meer so viele Schulen kleiner grüner Riffbarsche in Acropora-stöcken beobachtet. Als Schnorchler muss man sich etwas Zeit nehmen um sie vor die Linse zu bekommen,.. Sie sind sehr ängstlich und verstecken sich sofort in ihrer Koralle wenn sich jemand nähert.
Um auf die gegenüberliegenden Seite der Bucht zu gelangen musste man immer eine Seegraswiese in relativ flachem Wasser überqueren. Mit etwas Glück konnte man hier Baggergrundeln beim Höhlenbau beobachten. Aber auch der ein oder andere Tintenfisch oder Blaupunktrochen waren hier anzutreffen.
Im etwas tieferem Wasser zog täglich ein Schwarm Großmaulmakrelen seine Runden. Das manchmal recht trübe Wasser war wohl ein Anschein für reichliches Planktonvorkommen. Wie auf Kommando rissen alle Tiere ihr Maul auf um Plankton aus dem Wasser zu filtern. Da der Schwarm einem Fotografen sofort ausweicht dauerte es einige Tage bis solche Bilder entstanden.
Ende
Alle Fotos © Jürgen Schmitt auf www.miniriff.de